Unter Tiefenpsychologie versteht man ein Modell des Seelischen, für das die Annahme unbewusster Vorgänge grundlegend ist. Das heißt, dass nicht allein, was wir im Hier und Jetzt denken, erleben und fühlen oder uns jederzeit ins Bewusstsein rufen können (z. B. Wissen oder Erinnerungen) unser Seelenleben ausmacht, sondern ebenso sehr - und oftmals noch in viel stärkerem Maße - werden wir von unbewusst bleibenden seelischen Prozessen beeinflusst. Seit Sigmund Freud (1856-1939) vor über 100 Jahren begann, diese Prozesse systematisch zu erforschen, ist die Anwendung der Tiefenpsychologie als Psychoanalyse bekannt; sie ist seitdem umfänglich erweitert und stets mit neuen Erkenntnissen angereichert worden. Heute werden grundlegende Annahmen der Psychoanalyse wie die Wirksamkeit unbewusster seelischer Prozesse von den Neurowissenschaften auch auf eine naturwissenschaftliche Basis gestellt.
Die Anwendung der Psychoanalyse als Form der Psychotherapie stellt lediglich einen Teilbereich ihrer Einsatzmöglichkeiten dar. Psychoanalyse bietet ebenso sehr einen basalen Verständniszugang in anderen Wissenschaftsdisziplinen wie Kulturwissenschaft, Soziologie, Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft, Linguistik, Kunstgeschichte etc.
